Weltfrauentag 2024 in Winterthur

Strassenbarrikade durch Polizei in Winterthur an der Steinberggasse

Weltfrauentag 2024 in Winterthur

Wie in jedem Jahr erhalte ich pünktlich zum «Internationalen Frauentag» ein SMS von meinem lieben Freund André: Glückwunsch zum Frauentag!
Ja, Glück können wir schon brauchen. Viel wichtiger ist aber die Genesung unserer Einstellung gegenüber Frauenrechten – noch lange nicht alle Männer (und Frauen) sind in dieser Hinsicht «wohlwollend» eingestellt.

Der Winterthurer Stadtrat hat auch am Weltfrauentag 2024 einmal mehr bewiesen, dass die Dinosaurier in dieser Sache noch immer das Sagen haben.
Im Bewusstsein, dass ich mich mit diesem Artikel zwischen die Fronten setze, und es nicht allen werde recht machen können – möchte ich dennoch von meinem Recht auf Meinungsfreiheit gebrauch machen. Denn wo kommen wir hin, wenn wir immer schweigen, wo wir etwas sagen sollten, nur weil es für manche nicht konform ist?

BitchForce steht für Mut zu Frauenpower

Geht es uns Frauen gut – geht es uns allen gut! Mit ein paar «BitchForce»-Shirts in der Tasche mache ich mich am frühen Abend des 8. März auf den Weg in die Stadt. Mein Ziel: Leute zu finden, die sich zum Weltfrauentag commiten, und Fotos zu schiessen.

Etwas später treffen einige Frauen mit Transparenten ein, um auf die Missstände in Sachen Frauenrechte aufmerksam zu machen. Eigentlich eine gute Sache, oder nicht? Engagierte Bürgerinnen, die sich gegen das Unrecht einsetzen.

Anstatt dass die Stadträtinnen und Stadträte an diesem denkwürdigen Tag selber auf die Strasse gehen, um sich fördernd und in positiver Weise zum Weltfrauentag zu äussern – (schliesslich machen wir Frauen über die Hälfte der Weltbevölkerung aus) – wird wieder einmal mit einem bewaffneten Polizeikorps aufgefahren – weil ein paar Frauen unbewilligt gegen die kritischen Verhältnisse in Sachen Frauenrechte demonstrieren.

Am Ende der friedlichen Demonstration provoziert die Polizei gar mit unnötigen Böllerschüssen – in der Folge kommt es zu einer handfesten Auseinandersetzung und eine Polizistin wird verletzt. Dies wäre zu vermeiden gewesen. Aus meiner Sicht ist Gewalt keine Lösung – von beiden Seiten nicht.

Ich kann den Sachverhalt beurteilen, denn ich war an dieser Kundgebung selber dabei. Zusammen mit meiner Tochter Jana haben wir spontan an dieser Demo teilgenommen – wir unterstützen es, wenn Frauen sich wehren. Wir waren nicht vermummt – wir sahen einfach keinen Grund dafür. Uns war allerdings nicht bewusst, dass wir Frauen als Staatsfeinde gesehen werden, die mit Waffengewalt bekämpft werden müssen. Da kann man sich als Steuerzahlerin schon fragen, wie sehr unsere Interessen und Rechte vertreten werden.

Wilde Mädchen mit roten Haaren in Tarn-T-Shirts Ein Mann mit Hund im T-Shirt und Auto im Hintergrund
BitchForce-Girls in Zürich 1995, BitchForce-Logo von Reto Gehrig, Foto: Mischa Haller

Frauenrechte gehen uns alle an

Die wirksamste Weise Armut aus der Welt zu schaffen, ist die Bildung von Frauen (nicht Zwang und Gewalt). Durch eine gute Grundbildung sind Frauen in der Lage Familienplanung zu betreiben. Ihre Kinder wachsen gesünder auf und machen in der Regel eine Ausbildung, was gut ist für die Wirtschaft und so der Armut, der Kriminalität und der Korruption entgegenwirkt.

Die Angst vor uns Frauen herrscht noch immer in den Köpfen der Dinosaurier-Männchen vor, deren Mentalität ich längst als Relikt vergangener Zeiten im archäologischen Museum glaubte. Gut, dass ich wieder einmal selbst auf die Strasse gegangen bin, um ernüchtert eines Schlechteren belehrt zu werden.

Es waren auch die Dinosaurier, welche im Zürich der 80er-Jahre die eigene Jugend einsperrten. Die Jugendbewegung wurde mit Gumigeschossen, Schlagstöcken und Tränengas niedergeschlagen (warum nur hat Mann nicht daraus gelernt?).

Empfehlung an den Stadtrat von Winterthur

Hiermit gebe ich dem Winterthurer Stadtrat diese eindringliche Empfehlung ab: «Nehmt den Internationalen Frauentag zum Anlass, euch zu Frauenthemen zu positionieren! Zeigt mutig auf, was im Gange ist, was noch getan werden muss, und wo es noch hapert. Ladet die Frauen (bereits im Vorfeld) ein, sich zu äussern und sich zu beteiligen. Plant Aktionen für Mädchen und Jugendliche, lasst Seniorinnen von ihren Erfahrungen sprechen. Spendet das Geld für den Einsatz des Polizeikorps stattdessen dem Frauenhaus.»

 

Ein Lob auf den modernen Mann

Der moderne Mann existiert tatsächlich. Zusätzlich zu meinem Engagement für «Hi-Fish» arbeite ich für einen Schweizer Kreditkartenherausgeber – bei uns wird Diversität gefördert, Frauen und Männer werden gleich entlöhnt, und unser CEO hat für den Weltfrauentag extra an einer Interview teilgenommen, in dem den männlichen CEO’s typische Frauenfragen gestellt wurden.

Auch sonst in meinem Bekanntenkreis kenne ich viele emanzipierte Männer, welche uns Frauen unterstützen. Übrigens, finde ich, dass ein Mann, der sich gut mit Frauen versteht, eine viel stärkere Anziehungskraft auf uns Frauen hat als der verklemmte und sture Dinosaurier.

Oder wie wollt ihr uns haben, liebe Männer? Brav und tatenlos, euren Anweisungen folgend – keine eigenen Ideen ins Spiel bringend?

3 Bilder Personen in Tarn-T-Shirts Szene einer Demonstration auf Strasse
Jenny, Thomas und Thomi

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